Ich war ganz Ohr, was hatte Moritz für einen Plan?

"Alle unsere Freunde, deren Familien und deren Freunde werden sich typisieren lassen.
Aufrufe über Flugblätter, Anzeigen in Zeitungen Europa- und Weltweit, mein Schatz wir schaffen das und dann wird geheiratet."
Sein Optimismus schlug auf Melina über, "dann kann ich ja nur gesund werden."
"Heißt das?"
"Ja, ich werde Dich sehr gerne heiraten, Du bist doch meine große Liebe."

Ich war ganz gerührt. "Habt Ihr Euch denn hier auch schon typisieren lassen?"
"Die Ergebnisse kommen erst morgen" sagte Susanne, "und meine dann in zwei Tagen" fügte Moritz hinzu.

Ich ließ die kleine Familie alleine und eilte runter zu Chris und den Hunden.
"Nun möchte ich zum Restaurant, die zwei da oben haben mir gerade eins klargemacht: man sollte sein Glück nicht mit den Füßen treten.
Es liegt vor uns Chris, wir müssen es nur ergreifen …."

"Himmel! lass mich runter Schatz, ich bin nicht schwindelfrei!" aber sein Lachen übertönte meine Beschwerde .

"Ich bin so aufgeregt, was, wenn ich mich blamiere?
Ich habe so viele Ideen für einen Neustart des Restaurants, ob der Chef mich machen lässt?
Bist Du mit zwei Hunden nicht überfordert?"

"Was ist denn los Linda?" hörte ich Chris sagen.
"So kenne ich Dich gar nicht, Du bist doch sonst so taff."
Sie hat Lampenfieber hörte ich diesmal Darling in meinem Kopf sagen.

"Ich bin nur einfach nervös," meinte ich fast zu gelassen.
Chris küsste mich auf die heiße Stirn, "bist Du krank?"
"Nein ich bin nur etwas aufgeregt."
Darling versuchte mir in die Augen zu schauen.
Linda schau mich mal an, ich schaute weg.
Dann wurde Darling zum ersten mal lauter in meinen Kopf.
Du …sollst ….mich ….anschauen!
Ich blickte in seine wunderschönen Augen und ich sah mich am Herd stehen,
ich pfiff ganz fröhlich zu einem Lied aus dem Radio.
Siehst Du Linda, so wird es werden und Deine Angst ist unbegründet.
Sein Köpfchen ging nur ein bisschen rauf und runter aber ich spürte es in meinen Adern …..

Ich saß jeden Abend mit dem Restaurantbesitzer zusammen und besprach die Speisekarte des nächsten Tages.
Um 20.00 Uhr wurde die Küche geschlossen, ausser an den Wochenenden, da blieb ich bis 22.00 Uhr.
Ich kochte jeden Tag 3 verschiedene Gerichte, es sprach sich so schnell herum, dass wir am dritten Tag schon keinen Platz mehr frei hatten.
In der Küche wurde ich mit Lob überschüttet und die Gäste bestanden darauf, dass für die Köchin ein extra Trinkgeld-Schweinchen aufgestellt wurde. Meine Arbeitszeiten waren sehr angenehm, ich startete immer erst um 17.00 Uhr und konnte so den Tag mit Chris und unseren Vierbeinern verbringen.

Der große Tag stand an, Melina wurde auf die OP vorbereitet und Moritz wurde im gleichen Zimmer untergebracht und auch er wurde vorbereitet.
In stand im Flur am Fenster und konnte sie beobachten, sie hielten sich an den Händen und unterhielten sich leise miteinander.

Der Professor war bereit und die Schwestern holten beide ab, Patientin und Spender……

Ich ahnte Schlimmes und es wurde im Krankenhaus bestätigt,
Melinas Körper stieß die Niere von Moritz ab.
Wir bekamen keine Chance mit Darling auf die Intensivstation zu kommen,
aus der Ferne klappte es nicht und so blieb nur eine neue Transplantation.
Hardy machte sich bereit aber vorher ging er noch zu Moritz und setzte sich vor seinem Bett.
"Mein Sohn, ich möchte Dich um etwas bitten!"
"Was ist denn Hardy, hast Du bedenken?"
"Nein, ich bin bereit, für meine Tochter die Niere zu spenden, aber sollte mir etwas passieren während der OP oder danach,
dann möchte ich, dass Du auf die Familie aufpasst.
Ich werde alles schriftlich festlegen, so dass meine Firma auf Dich und Melina automatisch übertragen wird.
Du bist dann der Mann ….."
"Stopp!" sagte Moritz, "dir wird nichts passiere , ich will das jetzt nicht hören. "
"Ich wollte es Dir nur gesagt haben," Hardy richtete sich auf, ging zur OP Schwester Elisabeth und sagte: "ich bin bereit ….."

"Ihre Verlobte möchte sie sehen junger Mann, sie ist zwar noch auf Isolierstation aber sie besteht darauf.
Ganz schön beharrlich, unsere junge Rettungssanitäterin", ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.
"Was ist mit …meinem zukünftigen Schwiegervater?" fragte Moritz beim wankenden Rausgehen auf den Flur.
"Es geht ihm soweit ganz gut, allerdings ist er nicht mehr der Jüngste und braucht bestimmt länger als sie um sich zu erholen."

Ein lautes Rufen schallte über den Flur,
"alle in Zimmer 8, Defibrillator mitbringen!" Moritz, Chris und ich blieben wie angewurzelt stehen.
Meine Stimme versagte, als ich meinte "Zimmer 8 ist doch das Zimmer von Hardy?"
Schwester Elisabeth ließ uns stehen und lief mit zu dem Zimmer Nr. 8, mir lief es eiskalt über den Rücken…….

Linda?
Ich hörte meinen Namen …
Linda kannst Du mich hören?
Ja kann ich, dachte ich und es war Darling da in meinem Kopf.
Du musst mir genau zuhören ….hab keine Angst, Du musst nur den Zeitpunkt abpassen um in das Zimmer Nr. 8 zu gelangen.
Ich sagte Chris Bescheid, er sollte sich um Melina und Moritz kümmern, er nickte und drückte kurz meine Hand.
"Pass aber auf dich auf Schatz," mit diesen Worten im Kopf ging ich zu Zimmer 9.
Ich stand im Türrahmen, es waren etliche Ärzte und Schwestern im Zimmer, Elisabeth kam auf mich zu.
"Sie müssen bitte gehen" aber ich weigerte mich und blieb angewurzelt stehen.

Unmengen an Menschen in weißen Kitteln standen um Hardys Bett, er lag da
sein Oberkörper nackt und Elektroden klebten an seinem Brustkorb fest.
Ein Arzt schüttelte den Kopf, "wir haben es probiert …."
Mir schossen Tränen in die Augen.
Die Ärzte verließen den Raum.
"Darf ich?" sagte ich leise zu Elisabeth und sie nickte mir zu
Ich setzte mich an Hardys Bett, sein Körper lag leblos einfach da.
Ich konzentrierte mich und rief Darling, Darling bitte hilf mir ….
Lege Deine rechte Hand auf sein Herz Linda ……..

Nichts zu Danken Linda, ohne Dich würde Hardy jetzt …aber egal, wir haben es geschafft.

Hardy öffnete die Augen. "Bin ich im Himmel?" Seine ersten Worte die in meinem Kopf wie Musik klangen.
"Nein Hardy, Du bist nicht im Himmel", ich musste ihn einfach anlächeln.
"Ich habe sie gesehen?"
"Was hast Du gesehen?"
"Menschen die ich im Leben verloren habe, sie hielten meine Hand und wollten mir alles zeigen.
Dann habe ich unser kleines schwarz-weißes Bienchen gesehen ….."
"Du hast Nancy gesehen?"
Ich hörte Susanne plötzlich hinter mir stehen.
"Ja Suse, es war Nancy! Es geht ihr sehr gut dort, sie spielen alle unbeschwert miteinander.
Nancy, Charly, Bonnie, Momo, Cinja, Felix, Berti, er ist noch in der Eingewöhnung, genauso wie Frieda.
Ich könnte Dir noch mehr aufzählen, ich habe sie alle gesehen.
Es gibt dort keine Krankheiten, kein Neid, keine Aggressionen nur Frieden mit allen."
Susanne schlang ihre Arme um Hardy, "ich bin so froh, dass die Ärzte sich geirrt haben."

Schwester Elisabeth stand mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mund in dem Türrahmen…..

"Alles ist gut," waren meine ersten Worte die ich Melina und Moritz überbracht habe.
"Hardy hat es geschafft, es war ein großes Missverständnis!"
Melina bäumte sich auf um gleich wieder zurück in die Kissen zu sinken, "mein Vater lebt?"
"Ja Süße, Dein Vater lebt und es geht ihm gut."
Melina strahlte trotz ihrer noch großen Schmerzen über das ganze Gesicht, "ich fasse es nicht, ich fasse es nicht" flüsterte sie immer wieder.
Ich bat Moritz kurz das Zimmer zu verlassen, ich möchte gerne einmal kurz mit Deiner Verlobten alleine sein.
Moritz ging ohne zu fragen aus dem Zimmer, "ich werde kurz meinen zukünftigen Vater besuchen" und Melina nickte ihm schwach zu.
Ich setzte mich auf die Bettkante und konzentrierte mich um eine Verbindung mit Darling herzustellen…..

"Wie geht es den Patienten wirklich?" fragte Chris direkt als wir aus dem Zimmer kamen.
"Sie werden sich schnell erholen", ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab Chris einen Kuss.
"Wofür war der denn?" fragte er mit einem erstaunten Blick.
"Einfach dafür, dass Du für mich immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort bist."

Chris erwiderte den Kuss ganz kurz und richtete sich dann an Moritz.
"Es wird bestimmt noch ein paar Tage dauern bis die Beiden wieder auf den Beinen sind,
bis dahin haben wir zwei viel zu tun."
Moritz schaute von Chris zu mir und dann wieder zu Chris ….-

Ich hatte mal wieder einen sehr schönen Arbeitstag, es macht einfach Spaß, wenn die Gäste begeistert ihre Speisen essen und ich sie bis in die Küche schwärmen höre.
Natürlich muss man in Frankreich in einem Restaurant etwas besonderes anbieten, denn die Konkurrenz ist groß.
Ich trumpfte mit französischen Delikatessen gepaart mit deutscher Hausmannskost und Raffinesse der Zubereitung.
Schon bald stand das Restaurant ganz oben auf der Liste der besten Restaurants entlang der Atlantikküste.

Beschwingt rührte ich im Kochtopf, da hörte ich Darling flüstern.
Ich sage nichts, versprochen.
Darling, was sagst Du nicht?
Linda, ich spreche gerade mit Chris
Mir fiel der Löffel in den Topf und ich musste ihn wieder rausfischen. Du sprichst mit Chris?
Ja, wir schmieden mit Moritz gerade Hochzeitspläne für die beiden.
Hatte ich gerade ein Gefühl von Neid in meinem Herzen?
Aha, dass ist ja toll, dann schmiedet mal weiter Ich machte die Musik lauter, so konnte ich die zwei nicht mehr hören.

Als ich Heim kam war es dunkel, ich schloss die Türe auf und schluckte .
Plötzlich sah ich ihn, Chris stand im Raum, ein rotes Kästchen in der Hand, hinter ihm loderten Kerzen und Rosenblätter waren überall verteilt.
Bevor ich etwas sagen konnte kniete er vor mir, nahm meine Hände und ich sank zu ihm herunter……..

Meine Augen füllten sich mit Tränen des Glückes, ich konnte nichts mehr sehen aber ich spürte seinen zarten Griff um meine Taille.
Jetzt mach schon hörte ich Darling und Chris muss ihn auch gehört haben, er nickte und warf mich über seine breiten Schultern.
Seine Hände umfassten meine Oberschenkel, das muss zum Schießen ausgesehen haben, denn Darling lachte wie noch nie.
So trug mich Chris runter zum Strand, er setzte mich kein einziges Mal ab, bis wir da waren.
Ein riesig großes Herz aus hunderten von Kerzen waren am Strand aufgestellt, er ließ mich in der Mitte des Herzens herunter.
"Weißt Du noch mein Schatz, als Du mit Deinen Füßen ein Herz in den Sand gemalt hast?"
"Wie könnte ich den Tag vergessen" hauchte ich leise.
"Du hast dieses Herz in meine Seele gezeichnet und mit unendlich viel Licht erfüllt.
Ich liebe Dich so sehr …."
"Ich liebe Dich noch mehr …"
Und ich liebe euch …hörten wir Darling singen und ich liebe euch trallala …..

Und nun darfst Du, Darling, eine Doppelhochzeit planen, denn in diesem Moment macht Moritz seiner Melina einen Antrag ….

Die darauffolgenden Wochen spielten sich wie hinter einem Vorhang ab.
So wenig hatte ich noch nie von Darling gehört, sie müssen sehr beschäftigt sein, Chris, Moritz und Darling, dachte ich.
Ich wollte auch nichts hören, denn ich liebte es, überrascht zu werden und ich war auch genug mit dem Kochen im Restaurant beschäftigt.

Eines Abends stand mein Chef und seine Ehefrau vor mir, Hans ein sympathischer Typ Mitte 60 und seine Frau Ans, ebenfalls eine ganz nette Dame.
Beide liebten ihr Restaurant, ihnen machte meine Kocherei so eine Freude , besonders weil das Lokal jeden Tag bis zum letzten Platz ausgebucht war. Eine Bestätigung für sie, mit mir alles richtig gemacht zu haben.
"Linda, kannst Du gleich nach der Arbeit zu uns in die Stube kommen?"
Mein Herz rutschte eine Etage tiefer ...
"Ja sicher, ich bin gleich fertig," sagte ich so gelassen wie möglich.

Ich schaltete in der Küche das Licht aus und ging in die gute Stube, Ans und Hans saßen an einem großen Tisch.
Ein Chardonnay stand darauf und drei Gläser. "Darf ich?" fragte ich und zeigte auf den leeren Platz auf dem ein ebenfalls leeres Glas stand.
"Natürlich setze Dich bitte" sagte Ans mit ihrem niederländischen Dialekt, Hans lächelte mir offen ins Gesicht.
Also doch nichts schlimmes waren meine Gedanken.

"Du arbeitest nun schon einige Zeit hier und wie Du weißt, wollen wir das Lokal irgendwann weitergeben und da haben wir …."

Ich kam zur Türe rein und wurde überschwänglich von Darling , Caesi und meinen Chris begrüßt.
"Ich habe große Neuigkeiten, bitte setze Dich mal hin, denn ich brauche Deinen Rat."
Chris setzte sich und war sehr gespannt was ich zu sagen habe.

"Mir wurde von Ans und Hans ihr Restaurant angeboten, sie möchten ihre Leben nun ruhiger angehen lassen und viel Reisen.
Ich soll ihnen das Restaurant abkaufen und darf die ganze Einrichtung übernehmen, auch die Terrasse mit den Tischen und Stühlen, die Lampen das Geschirr …"
Chris sah mich verwundert an, aber sagte immer noch nichts.
"Was meinst Du?" bohrte ich.
"Ich glaube, du brauchst meinen Rat nicht, denn Du hast dich bereits entschlossen oder?"
Meine Wangen glühten, "ist das so offensichtlich?"
"Ja mein Schatz, es steht in deinem Gesicht geschrieben" , er lächelte mich so süß an.

Wir saßen noch Stunden an dem Thema, wie die Finanzierung laufen soll, ob ich die Angestellten übernehmen möchte und wer das Management leitet!?
"Ich wollte mich schon so lange verändern," sagte Chris plötzlich.
"Ich bin viel zu lange weg von den Menschen, darf ich Dir dabei helfen?"
Ich war sprachlos für einen ganz kurzen Moment, und dann bot ich Chris den Job des Managers an.
Chris umarmte mich und gab mir einen zärtlichen Kuss auf den Mund.
"Wir werden ein unschlagbares Team werden."
Dürfen denn Caesi und ich mit zur Arbeit? hörten wir beide Darling in unseren Köpfen fragen ….